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Arnon Zimra

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Mit unserer Partnerstadt Tel Aviv - speziell mit der "Assosiation for the Developement of Modern Music in Tel Aviv" - beginnt im November 2008 ein Konzertaustausch. Die Projektgruppe Kultur im Ghetto eröffnet mit drei Konzerten des Spheres Duo aus Tel Aviv. Beide Musiker gehören zu den Erfindern des "White Night Festival" im "Enav Cultural Center", das Künstler aus ihrer kulturellen Isolation herauslösen und Improvisierte Musik, freie Improvisation, überhaupt zeitgenössische Musik im rückwärtsgewandten Israel ermöglichen will. Tel Aviv hat deshalb unser Projekt "la Bourse" und den Komponisten Michael Sell zur Biennale Tel Aviv 2009 (zum 100. Geburtstag der Bauhaus-Stadt) eingeladen. (Die vielen Bauhaus-Kreationen in Tel Aviv erinnern an die Architekten, die in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nach Palästina immigrieren mussten). Joffe und Zimra suchen die Verbindung zu einer Europäischen Tradition, die in Israel "nicht eigentlich populär oder heimisch geworden" ist. Zvi Joffe, Vibraphon & Percussion - Arnon Zimra, Klavier - befragt von Aby S. Rosenthal

Wie ist das in Israel? Künstler sein? Die Rolle der Kunst?

Spielt sie überhaupt eine? Und: Wie fängt einer an, sich für Musik zu interessieren? Musikunterricht in der Schule?

Der Einfluss von Familie, Freunden, der Umgebung. Und: Wann fängt einer an, ein Instrument spielen? Welches? Die Qual der Wahl?

Weiter gefragt: frühe Vorbilder. Welche Musik habt ihr gehört? Wann der Entschluss Musik zu studieren?

Und dann: Die Lehrer? Die Zwei. Ihr Zwei. Wann habt ihr euch getroffen und beschlossen, von jetzt an Duomusik? Studium in Israel? Über andere Aktivitäten, Projekte?

"The White Night Festival" Euer Wunschpublikum?

DUOlog: Antworten von den Zwei. Arnon und Zvi; Komponisten. Musiker. Israelis.

Arnon: Die Rolle der Kunst in Israel (kurze Pause, Unverständliches, gefolgt von einem dreistimmigen Gelächter)...das ist so ein bubble (eine Blase = Sphäre), ganz sicher eine andere Art zu Leben, eine Flucht vor gängigen Clichees, vorm allgegenwärtigen Populären, nein, keine Flucht, eher eine Tür, eine Öffnung, in eine andere Welt, wir verlassen eine relativ geschlossene Welt, besuchen auf einem Verbindungsweg die Europäische Tradition, eine Tradition, die einige wenige israelische Komponisten künstlerisch inspiriert hat, die aber hier nicht eigentlich populär oder heimisch geworden ist.

Zvi: Was wir machen ist kein Jazz, aber auch keine Klassik.

Arnon: Wir kommen aus zwei unterschiedlichen Traditionen.

Zvi: Und hängen genau dazwischen. Jazz und Klassik inspirieren uns. Aber unsere Musik ist weder Jazz noch Klassik. So, in welche Schublade kann man uns sperren?

Arnon: Diese Vermischung geschieht jetzt auf der ganzen Welt, so eine globale musikalische Entwicklung.

Zvi: Jaja, vielleicht ist das der Anfang einer neuen Sprache, ich weiss nicht...

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Arnon: Hier in Israel, wenn jemand Globalisierung hört, denkt er sofort an Hi-Tech, dafür ist Israel heute weltbekannt. Viele Israelische Musiker gehen ins Ausland, nach Berlin z.B., Instrumentalisten, Dirigenten, Komponisten, Sänger. Es gibt dort gute fortschrittliche Lehrer. In Israel sind beinahe alle Musikschulen traditionell ausgerichtet.

Zvi: Das ist nicht so wie in den "good, old days"*. Da hatten wir fantastische Lehrer, in den achtziger Jahren, Komponisten alle.

Arnon: Heute leitet ein klassischer Pianist die Akademie in Jerusalem, die wird mehr und mehr zu einem Anhängsel der Philharmonie.

Zvi: .. und die Philosophie der Philharmonie ist nun mal die klassische Tradition. Improvisierte Musik, freie Improvisation, überhaupt zeitgenössische Musik hat es nicht leicht hier. Dennoch: Seit vier Jahren organisieren wir unsere `White Night Festivals` im Enav Cultural Center (ein Theater mit ca 300 Plätzen ). Es war jedesmal ausverkauft. Für Tel Aviv ein spektakulärer Erfolg, für uns Auftrieb und Motivation genug weiterzumachen.

Arnon: Wir haben uns vorgenommen, jedes Jahr eine CD herauszubringen. Es ist sehr wichtig, daß wir unsere Arbeit dokumentieren. Manchmal feilen wir an einem unserer Stücke ein halbes Jahr, ehe wir es aufführen.

(* Die "good, old days" sind ironisch gemeint. Eine Blütezeit der Kultur waren auch die achtziger Jahre nicht. Zvi bezieht sich auf die Tatsache, daß es damals noch Komponisten als Lehrer gab, die ihre Studenten in die Welt der Musik eingeführt, sie mit qualitativen Werken und den neuesten Techniken bekannt gemacht, vor allem aber auch eigenes Wissen vermittelt haben).

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Zvi: Frühe Einflüsse? Zunächst meine Mutter, sie war Sängerin in einem Chor in Litauen, mein Vater spielte Geige und war Kantor. Von meinem sechsten Lebensjahr an, habe ich bewusst Musik gehört. Mit meinem Vater bin ich von Synagoge zu Synagoge, um mir die Kantoren anzuhören. Im selben Alter, so um 1963/ 64, habe ich angefangen, Jazz zu hören. Dizzy Gillespie, BeBop. Mein Bruder war Musiker, der hatte auch eine Trommel, auf der ich ein bißchen Krach gemacht habe. Bescheidener Anfang als Schlagzeuger.

Arnon: Mein Vater hat die Klarinette gespielt. Vor dem Krieg Orchestermusiker, in den dreißiger und frühen vierziger Jahren. Zuhause hat er viel geübt. Ich habe ihm gern zugehört. Bis heute ist die Klarinette mein Lieblingsinstrument. Mit sechs Jahren habe ich angefangen, Klavier zu spielen. Klassik, was denkst du? Erst als ich zehn war hat mein älterer Bruder Beatles - und Jazzplatten mit nach Hause gebracht. Der Musikunterricht in der Tagesschule war echt zum lachen. Die Lehrerinnen bemühten sich verzweifelt, uns Schülern Lieder beizubringen.

Zvi: Ich habe acht Schuljahre abgessen. Dann hatte ich genug. Erst mal Pause gemacht, vier Jahre Denkpause. Was fange ich mit mir an? Ich nahm Gesangsunterricht am Stricker Konservatorium zweimal wöchentlich, nachmittags. Nach dem Stimmbruch fing ich an, Klavier zu spielen. Mit achtzehn Jahren dann im Armeechor. Drei einhalb Jahre. Eines Tages brauchten die einen Trommler. Matti Caspi** war für die Songs, Arrangements und die Musiker verantwortlich. Er testete meine Perkussionskenntnisse. Zu meiner Überraschung wurde ich akzeptiert. Erst nach der Armeezeit begann ich ernsthaft Schlaginstrumente zu studieren.

Arnon: Memphis Slim habe ich gern gehört. Später dann Bill Evans, Herbie Hancock, Chick Corea, der war in den Siebzigern wahnsinnig populär in Israel, die Fushion-Geschichten mit Flora Purim. Ansonsten war ich mehr an Saxophonisten interessiert, Coleman Hawkins, Lester Young. Louis Armstrong und Dizzy als Trompeter. Aber meine eigentlich Welt war die Klassik. Die klassische Klavierliteratur. Nichts Modernes. Ich erinnere mich, einmal kam unsere Lehrerin und sagte Strawinsky ist tot. Ich will euch eine Komposition von ihm vorspielen. Das war dann nicht etwa le sacre du printemps, nein, das war Petrouchka. Ich komme aus einer kulturell relativ zurückgebliebene Gegend, ich bin im Süden, in Beer Sheva großgeworden. Privatlehrer war einfach nötig. Zum Studium bin ich dann umgezogen, nach Tel Aviv, wo ich seitdem lebe.

Zvi: Ich hattte, wie gesagt, Schlagzeugunterricht bei dem 1. Perkussionisten der Philharmonie, später dann bei einem der weltbesten Snare-Trommler aus den USA. Ein halbes Jahr lang habe ich nur die Snaredrum gerührt. Dann Xylophon, Pauken, Rassel, Röhrenglocken gespielt und was weiß ich noch alles. Gleichzeitig habe ich mich mehr und mehr mit Jazz beschäftigt. Mein Vater hatte ein Uher-Tonbandgerät in Deutschland gekauft.

(** Matti Caspi, 1949 geboren, einer von Israels bekanntesten Sängern und Liederkomponisten. Musiker, Pianist, Produzent. Sein Stil ist eine Mischung aus vielen Einflüssen: Klassische Musik, Lateinamerikanische Musik, Rock, Jazz).

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Zvi: (fährt fort) Stundenlang Jazz aufgenommen und wieder und wieder gehört. Bis zum Umfallen. Und irgendwann ist dann der richtige Sound in mir hängen geblieben. Der Sound des Vibraphons. Lionel Hampton, Milt Jackson, Bobby Hutcherson ... Aber meine eigentlichen Favoriten waren und blieben Trompeter: Dizzy Gillespie, Miles Davis, Chet Baker. Mit dem Studium habe ich - notgedrungen zuerst, dann mit wachsender Begeisterung - anfangen, intensiv klassische Musik zu hören, Bach, Bach und noch mal Bach, was soll ich mehr sagen. Irgendwann habe ich mich entscheiden müssen für ein Instrument. Xylophon nein, Vibraphon ja! Das ist mein Sound. That`s me.

Arnon: Bei einer Feier haben wir zusammen gespielt. Ein Stück von Yehezkiel Braun, glaube ich. Irgendwie, irgendwann fanden wir es toll, zusammen zu spielen. Ja, und so ging es dann weiter, spielen, komponieren, üben und üben bis zum heutigen Tag.

Zvi: Einmal habe ich mich fürchterlich aufgeregt. Hoher Besuch aus Frankreich, Olivier Messiaen mit seiner Frau, Yvonne Loriod. Das war ein Konzert ganz nach meinem Geschmack. Catalogue d`ôiseaux. Das hat es mir angetan. Und glaubt ihr der Saal sei zum Brechen voll gewesen? Fehlanzeige. Außer mir gab es nur noch einen einzigen weiteren Zuhörer. Und ich war immer noch am überlegen, was machst du, was fängst du an, mit dir, mit deinem Leben, welche Musik willst du komponieren? Ich lief hinaus zu den anderen Studierenden und schrie laut: Er ist da!!! Der Messiaen ist da. Und keiner von euch geht hin. Und die schrien zurück und lachten mich aus: Messiaen? Was redest du da? Wer ist das denn? Was will er denn hier? Seine Musik ist nicht unsere Tasse Tee. Ja, und dann hab ich mir gesagt: So eine Musik, wie sie der Meister Messiaen komponiert, will ich auch mal machen...

Arnon: Wir spielen zum ersten mal, nicht nur in Frankfurt, auch in Deutschland. Wir sind sehr gespannt. Ich wünsche mir, daß wir ein gemischtes Publikum haben, Klassik- und Jazzfans.

Zvi: Gemischtes Publikum ja, Auch dem Alter nach. Kinder, Erwachsene. Jung und Alt.

Arnon: Es ist ungeheuer wichtig für uns, daß wir unsere Musik spielen, es ist wichtig für unsere Musik, daß sie live immer wieder gehört wird. Daß wir und sie mit dem Publikum kommunizieren. Im Freien. Ich meine, außerhalb des Laboratoriums.

Das Interview führte: Aby S. Rosenthal


http://www.laks.de/aktivitaeten/interviews/detailansicht/article/in-israel-kuenstler-sein.html

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