Er ist Deutschlands prominentester und erfolgreichster Jazz-Musiker, sein markantes Gesicht ist eine mediale Ikone, die auch kennt, wer noch nie einen Ton aus seiner Trompete gehört hat. Und doch polarisiert Till Brönner wie kaum ein zweiter seiner Zunft in Deutschland. Von den einen vergöttert, von den anderen gehasst, ist zwischen den beiden Lagern wenig Platz für einen sachlichen Umgang. All diese obsessiven Verehrungen und kategorischen Ablehnungen... kurz: die felsenfesten Vorurteile werden jetzt von niemand anderem als dem Meister selbst erschüttert. Till Brönner bringt ein Album heraus, das er einfach nur „Till Brönner“ nennt.
Der Titel sagt bereits, dass es hier um viel mehr geht als ein einfaches „Weiter so!“ eines Musikers, der sich um Verkaufszahlen noch nie Sorgen machen musste. Mit diesem Werk konfrontiert er Fans wie Gegner mit einer persönlichen Neuaufstellung. Brönner macht den Weg für sich selbst frei und startet spielerisch durch.
„Dieses Album wird auf fruchtbaren Boden bei denjenigen fallen, die für diese Musik offen sind. Der Erfolg lässt sich nicht alleine an Verkaufszahlen festmachen. Dieses Album war einfach auf meiner
Agenda, und jetzt ist es da.“
Das hier zum Ausdruck kommende Understatement ist nicht etwa kalkulierte Koketterie, sondern es passt zur Musik. Nie zuvor war Brönner so uneitel, selten hat er so wenig darauf geachtet, als Protagonist im rechten Licht zu stehen. Er spielt fast ausschließlich Flügelhorn und braucht damit viel weniger Töne, um zu sagen, was er loswerden muss. Indem er sich ein Stück aus dem Vordergrund zurückzieht, gewinnt er an Kante und klingt viel souveräner, selbstbewusster und reifer. Die Frage nach der Beschränkung und Reduktion spielt in seiner kritischen Auseinandersetzung mit sich selbst in den letzten Jahren ohnehin eine immer größere Rolle. „Es kann doch nicht nur darum gehen, von Album zu Album immer virtuoser zu werden. Ich will einfach nicht mehr so viele Worte auf meiner Trompete machen, weil doch schon so vieles gesagt ist.“ Voller Demut betritt Brönner also eine Klangwelt, die dem Hörer neu erscheinen mag, für ihn selbst aber schon seit vielen Jahren präsent ist.
Die Besetzung ist kein Novum. In den späten sechziger und frühen siebziger Jahren sind zahlreiche Alben in dieser Besetzung bestritten worden.“ Mit dieser Anspielung beruft sich der Berliner auf das legendäre Label CTI, auf dem unter anderem sein Vorbild Freddie Hubbard verschiedene Alben gemacht hat.
Die Produktionen von CTI waren meist recht opulent und versuchten, sich mit Streicherarrangements und ähnlichen Einfällen einen möglichst kommerziellen Anstrich zu verpassen, waren aber in ihrem Klangverständnis für jene Jahre auch revolutionär, weil sie die ganze Welt des Hardbop und Souljazz in die Ästhetik der siebziger Jahre überführten. Doch Brönner erstarrt vor dieser Epoche nicht in Ehrfurcht, sondern sieht es mit einem Schmunzeln. „Diese Alben blieben damals hinter ihren Erwartungen zurück.
Trotzdem hatten sie ihre Qualität, weil man Freddie Hubbard eben nicht gebeten hat, irgendwelches gefälliges Zeug zu spielen, sondern ihm erlaubte, sich selbst treu zu bleiben. Von dieser Ästhetik war ich immer schon Fan und wollte in eben dieser Besetzung ein komplettes Album aufnehmen.“
Support: Frederik Heislers MAGNETBAND
Sieben junge Musiker aus vier Nationen: Deutschland,
Schweiz, Frankreich und Australien mit dem Treffpunkt im Dreiländereck. Alle Mitglieder zwischen 18 und 26 Jahren alt bilden sie eine Band, die sich durch kontrollierte Ungezügeltheit eventuell am besten beschreiben lässt. Seit Ende 2011
bringen Sie Ihr Programm „Mixtake vol.1“ auf die Bühnen im In- und Ausland und sorgen Szeneübergreifend für Furore auf den Tanzflächen und in den Jazzclubs.
Da sich die Musik nicht mit den gängigen Stilen beschreiben lässt, rückt das Programm ins Zentrum.
Der Mixtake. Ein Mix aus Lieblingsmusik der verschiedenen Musiker ohne Berührungsängste: Ein gemeinsames Mixtape aus New Orleans Jazz, Oldschool Funk, HipHop, Drum and Bass, Elektro und Samples. Versehrt mit gewollt provozierten und provozierenden Fehlern (mistakes) die zur Teilnahme des Zuhörers auffordern. Absichtliche Fehler deshalb, da eben diese Schwächen die Menschlichkeit zeigen und die Dinge Liebenswert
machen. Ebenso wie die Musik des Mixtakes der MAGNETBAND.
In der Tradition des Prozesses „Jazz“ verankert produziert und improvisiert die MAGNETBAND eine Minute Musik in exakt dieser einen Minute. Realtime. Live.